„Quiet Firing“ – habt ihr schon einmal von dem Begriff gehört? Ich möchte euch eine Geschichte dazu erzählen.
In meinem Netzwerk ist jemandem Folgendes widerfahren, ich nenne die Person beispielhaft einfach Lilly.
Lilly erkannte während ihrer Anstellung in einem Job, dass sie ihre großen Stärken nicht richtig einsetzen konnte und die Aufgaben sie nicht so erfüllten, wie gedacht. Die Performance litt folglich auch darunter.
Als sie aus dem Urlaub zurückkehrte, erwartete sie ein Meeting mit ihrem Chef. Die Ahnung eines möglichen Kündigungsgesprächs schwirrte in der Luft. Doch was passiert ist, war viel subtiler: Er informierte sie über zahlreiche Veränderungen, die sie künftig einschränken sollten. Es gab keinen Raum, ihre Position neu zu definieren, sondern weniger Verantwortung, eine stark eingeschränkte Rolle und die meisten ihrer Aufgaben wurden anderen übertragen.
Lilly wurde praktisch ausgegrenzt. Alle weiteren Maßnahmen und Details klammere ich hier mal aus.
Das Ergebnis? Ein erzwungener Abgang seitens Lilly nach ein paar Monaten, der bittere Spuren hinterließ.
Dieses subtile Phänomen, Mitarbeitende langsam, aber sicher vor die Tür zu setzen, wird auch als ‚Quiet Firing‘ bezeichnet.
Nicht immer passen Jobs und Mitarbeitende gut zusammen. Doch anstatt einen klaren Schnitt zu machen, entscheiden sich manche für diesen indirekten Weg. Warum? Zum Beispiel um Konflikte zu vermeiden, Kosten zu sparen oder vielleicht auch einfach, weil der Fokus auf vermeintlich bessere Talente gelegt wird.
Ich höre Geschichten wie diese nicht zum ersten Mal.
In letzter Instanz sind natürlich Whistleblowing-Hotlines eine Möglichkeit, um Fehlverhalten oder unethisches Verhalten am Arbeitsplatz zu melden. Viel wichtiger ist aus meiner Sicht aber, dass es gar nicht erst dazu kommt und Unternehmen präventiv Maßnahmen ergreifen, wie z.B.:
- Führungskräfte schulen und Kommunikationstools an die Hand geben, um aufrichtige Gespräche zu führen und so den passiv-aggressiven Weg zu vermeiden.
- Ehrliche Konversationen normalisieren: Eine Kultur fördern, in der Konflikte ausdiskutiert und gelöst werden können.
- Quereinstiege ermöglichen: Manchmal braucht es nur eine Veränderung des Umfelds, z.B. indem Mitarbeitenden die Möglichkeit geboten wird, in andere Abteilungen zu wechseln.
„Quiet Firing“ mag wie ein neues Modewort klingen, doch es ist ein altes Leid, das nicht nur den Mitarbeitenden schadet, sondern auch die Employer Brand schädigt und die Kultur zersetzt.
Meiner Meinung haben solche Taktiken in der Arbeitswelt absolut nichts verloren.